Mittwoch, 4. Januar 2012

Deutschland! Oh Du Land der Denker und Gumperts...


Delphi nichts weiter als eine Garage?
Apollo mit Sportwagen, 1822
Hat nicht jeder dasselbe Problem? Nach einigen gewonnenen Rally-Weltmeisterschaften und mehreren passablen Projekten stellt sich Langweile ein. Vor lauter Aussichtslosigkeit spitzt man seine Bleistifte dreiundzwanzig Mal am Tag. Man fängt tatsächlich an mit seinen Kollegen am Kaffeeautomaten zu reden und eine Stunde vor Feierabend hat man den x-ten Suizidplan unter Zuhilfenahme des Kopierers geschmiedet.

Doch ein Mann war mit diesem Trott nicht einverstanden. Er schmiss seinen objektiv toll klingenden Job und ging das männlichste Projekt an, dass ein Mann zu Lebzeiten angehen kann: Er gründete seine eigene Firma, baute einen Sportwagen und benannte seine Autos nach sich selbst. Denn schließlich: Enzo folgte seinem Traum und tat es! Harry und Henry taten es! Horacio tat es! Wieso also sollte ein Roland es nicht auch können? Zumal eben dieser spezielle Roland mit dem permanenten Vierradantrieb bei VW bzw. Audi schon einmal Weitsicht beweisen durfte.

(Anders lief es bei der Z02 die von humorlosen Juristen im Keim erstickt wurde, aber das ist eine andere Geschichte…)

Gott sei Dank kam es wie es kommen musste und das Ergebnis fährt laut, brachial, schnell und Freude bereitend durch die Gegend und hört auf den Namen Gumpert Apollo. Keinen besseren Namenspatron als Gott Apollon/Apollo selbst hätte man in Altenburg wählen können (Das Raumfahrtprogramm kann schlichtweg nicht in Frage kommen, denn der Apollo ist jetzt schon wesentlich erfolgreicher und nachhaltiger als eben jenes), denn Apollo war der Mann schlechthin im alten Rom, wenn es um Licht, Kunst, Reinheit und Frühling ging.

Gumpert Apollo, look behind him
Gumpert Apollo
von Pete[R]
Ende 2005 ging der Apollo in Serie und begründete einen neuen (einige sehen dies bestimmt als streitbar an, WIR NICHT!!!) Frühling in der Welt der Supersportwagen. Natürlich gab es schon vorher den Versuch Straßen- mit Rennauto verschmelzen zu lassen, doch nichts war bis zu diesem Zeitpunkt puristischer und mehr Auto als der Gumpert. Die Karosserie mag auf den ersten Blick nicht gerade der Vorstellung einer Frühlingsblume gleichen, doch je länger man einen Apollo betrachtet, egal in welcher Ausführung, desto mehr kommt in einem das Gefühl kindlicher Freude und Bewunderung auf was sich partout nicht einzustellen vermag und nach einer Weile eventuell sogar in permanentes Staunen wandeln wird. Die Kompaktheit und makellose Effizienz der Karosserie ist bewundernswert. Zwar ist der Apollo z.B. 6cm kürzer und gleichzeitig 6cm breiter als ein Ferrari 458, dennoch wirkt er viel kleiner, bulliger, ja sogar brutaler und strahlt dennoch, vorausgesetzt er steht still, eine extrem konträre Ruhe aus. Eindeutig ähnelt er einer Chimäre aus Gazelle, steroidmißbrauchender Bodybuilder und Darth Vader.

Gumpert Apollo
Apollo im Adamskostüm
von Semio
Doch was ist denn nun das erfrischend Andere am Apollo? Ist es die Tatsache, dass dieses Auto laut Roland Gumpert bei entsprechendem Tunnel und Geschwindigkeit aufgrund des Anpressdrucks an der Tunneldecke fahren könnte? Ist es lediglich der Exklusivitätsfaktor und die bittere Realität für Herrn Schmidtlein von nebenan, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit leider niemals einen Gumpert Apollo in der Garage stehen haben wird? Handelt es sich hier einfach um die verblendete Zuspitzung eines „Weniger-im-Auto-ist-mehr“ Trend? Sind es etwa nur die nackten technischen Fakten wie maximale 850 PS, 0-200 km/h in 9,1 Sekunden und dem Erhalt der grünen Plakette?

Die Lösung ist relativ simpel. Zum einen ist der Apollo ein Auto das um seiner Willen selbst existiert. Der einzige Sinn und Zweck des Konzepts auf dem der Apollo basiert ist, dass der Apollo gefahren werden soll um zu fahren. Er soll dem Fahrer die Freude am fahren geben. Gemeint ist damit die ursprüngliche Freude, nicht die durch Werbung propagierte „Ich-habe-sieben-Kinder-hinten-drin-die-mit-Sachen-auf-die-Windschutzscheib-schmeiße-aber-es-is-ok-denn-ich-fahre-eine-Karre-der-Marke-X-Freude“. Der Apollo ist ein markanter Schrei nach Zeiten in denen sich Männer (heute natürlich auch Frauen!!!) auf ungesicherten, durch bergige Landschaft sich windenden Landstraßen mit halsbrecherischen Tempo immer weiter in die nächste Kurve schmissen und voller Freude um die besten Zeit kämpften. Eine Hommage an vergangene Zeiten und eine Abkehr von vierrädrigen multifunktionellen Alltagsbegleitern mit Facebookzugang, Twitterkompabilität, Yuppiecharakter und Citycarfeeling.
(Falls das jemanden abschrecken sollte einen Apollo zu kaufen nicht verzweifeln! Gumpert geht auf jeden Kundenwunsch ein, da alles von Hand gefertigt wird! Geld daher in Altenburg lassen, damit Gumpert uns alle auch in Zukunft beglücken kann!)

Gumpert
Kunst!
von Lauri Varin
Zum anderen ist der Apollo schlicht ein Kunstwerk und das obendrein in jeder Hinsicht. Es mag sein, dass die optische Bulligkeit viele eher an das Schlachtgemälde eines alten Meisters erinnern mag, dennoch liegt ihm ein blutige Schönheit zu Grunde. Wie ein Protestsong („Oxford Town“, „Universal Solider“) der 60er Jahre berührt er seinen Betrachter ohne große Metaphern und spricht ihn direkt an um klar zu stellen worauf es ihm ankommt. Aber auch wie Schloss Neuschwanenstein perfekt abgeschlossen von vorn bis hinten kokettierend. Der Laokoon-Gruppe gleich ruht der Apollo in sich, lässt aber erahnen welche verkörperte Urgewalt und Stärke hinter der Fassade und Geschehnissen steckt. Der Kunstbegriff eines Werkes unterliegt immer dem Betrachter. Unstreitig ist aber die Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft. Die Spiegelwirkung, die Provokation, das Spiel mit Emotionen und die Belustigung. Die Mittel mit denen der Gumpert all dies erreicht ist in manchen Augen vielleicht fragwürdig, aber er erreicht sie!

Was bleibt nun also abschließend zu diesem besonderen und bewiesener Weise göttlichen Meisterwerk noch zu sagen? Vergänglichkeit ist unausweichlich! Gumpert Tornante….


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