Japan ist ein faszinierender Ort und Japaner sind interessante Menschen (wenn auch leider den momentanen tragischen Umständen nach nicht sehr beneidenswerte). Sie stehen überall in Schlangen an, das Alter eines Fußballers in Japan ist ein wesentlicher Faktor für seine Verdiensthöhe, an jeder Ecke gibt es toten Fisch in den aberwitzigsten Varianten, japanische Gameshows lassen einen regelmäßig ratlos dreinblicken, vor einer firmenrelevanten Entscheidung werden alle konsultiert damit niemand entehrt wird und sein Gesicht verliert obwohl die Entscheidung bereits gefällt worden ist und dennoch entspringen, trotz dieser merkwürdigen Eigenschaften (sicherlich gibt es noch Unmengen mehr, aber welches Land hat die nicht), unglaubliche technische Produkte aus japanischen Köpfen in die Welt. Umso erstaunlicher ist dies, da man als durchschnittlicher Mitteleuropäer haargenau weiß, dass wenn man entgegen der Mehrheit in Bezug auf seine Gewohnheiten handelt (z.B. Wenn man in einem Mehrparteienhaus wohnt und morgens nackt die Zeitung aus dem Briefkasten holt. Als Mann ohne Pfefferspray in den Beichtstuhl zu gehen. Während eines Transatlantikflugs seine Stricknadeln rausholt) die Folgen in regelmäßiger Weise total nach hinten losgehen.
GT-R von TheCarSpy |
Doch was genau ist das besondere am GT-R? Was macht ihn im Vergleich zu anderen Autos so besonders? Was lässt ihn gegen anderes Auto wie ein junger Gott, herabgestiegen zu den Niederen vom Olymp, wirken?
First super car for everybody? Nissan GT-R von Ed Callow |
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der Arbeitstitel während der Entwicklung Godzilla lautete. Der Titel eines Supercars (normalerweise Ferraris, Lamborghinis und Paganis etc. vorbehalten) in Zusammenhang mit dem Namen Godzilla, lässt sehr tief blicken, was Nissan mit dem GT-R vorhatte. Bekannterweise wird Japan traditionell jedes Quartal von Godzilla zerstört, verständlicherweise haben Japaner entsprechend Angst vor Godzilla. Was wäre einleuchtender gewesen als das Ding, mit dem man den Supercarmarkt von hinten aufrollen wollte und durch das andere Hersteller dem Erdboden gleichgemacht werden sollten, Godzilla zu taufen. Natürlich bestand auch noch die kleine Möglichkeit Godzilla durch diese Hommage gnädig zu stimmen und eventuell dazu zu bewegen nach China auszuwandern.
Entgegen den angestrebten Besänftigungsversuchen wurde die Unförmigkeit und hässliche Visage Godzillas bei der Karosserie nicht so sehr berücksichtigt. Wen sich das mal nicht rächen wird. Der GT-R sollte das erste eigenständige japanische „supercar“ werden. So nahmen die Japaner von ihrer oftmals getätigten Lieblingsbeschäftigung, Spionage und Plagiierung, abstand und suchten nach eigener kultureller Inspiration die in die Gestaltung einfließen konnte. Fündig wurde man bei einer extrem beliebten Anime Serie und seinem riesigen Roboter Gundam, welcher angeblich nachhaltig das Design des Dachs, der Ausrichtung und anderen Merkmalen beeinflusst hat.
Doch wird der GT-R dem Anspruch tatsächlich ein Supercar zu sein gerecht? Supercars umstrahlt immer eine gewisse Aura, bedingt durch technische Daten und Ausstattung, Design und Exklusivität.
Godzilla oder Roboter? Nissan GT-R von Miki Yoshihito |
Doch auch jenseits der reinen Zulassungszahlen braucht der GT-R sich im Kreise der Götter nicht zu verstecken. An Ausstattung lässt er nichts wesentliches, was man von Autos solcher Klasse in Bereichen der Sicherheit, Komfort und des Stils gewohnt ist, vermissen. (Freisprecheinrichtung, 100 000 Airbags, Rennsitze, Sitzheizung, Lederlenkrad und, und, und…) Einige Merkmale sollten jedoch einzeln erwähnt werden, da sie klipp und klar das Anspruchsdenken Nissans verdeutlichen.
Innenraum Nissan GT-R |
Multifunktionsdisplay des GT-R |
Nicht nur im Gebrauch sondern auch in der Produktion eines Automobils herrschte bei Nissan das Bild eines höheren Sinnes vor. So kam es, dass aufgrund dieser Einstellung die monatliche Produktionsrate des GT-R auf eine Anzahl von 1000 limitiert werden musste, da unter anderem der Motor und das Doppelkupplungsgetriebe liebevoll und mit viel Hingabe von japanischen Händen gefertigt wurden. (unter anderem auch der Grund weswegen Motor und Getrieben eines GT-R während des Montage speziell aufeinander abgestimmt werden, daher nur in der ursprünglichen Kombination funktionieren und nicht austauschbar sind).
Produktion von Hand bei Nissan |
Stellt der Nissan GT-R nun den endlich gefundenen Stein der Weisen dar? Das „supercar for everybody“? Ja! Die technischen Daten sind über jeden Zweifel erhaben, auch in vergleichender Betrachtung seiner italienischen, deutschen und englischen Cousins und Cousinen. Preislich spielt der GT-R mit seinem niedrigen Preis in einer sehr hohen Klasse. Exklusivität und Ausstattung ist vorzüglich. Und gibt es etwas besseres, als ein Auto aus einer Mischung aus riesigem Roboter und Godzilla, dass den Rundenrekrod des Nürburgrings für Serienautos vergewaltigte?
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